Alternativen zum Betriebsrestaurant
für kleine und mittlere Unternehmen – eine Übersicht
Prof. Dr. Gertrud Winkler
Betriebsrestaurants bzw. Kantinen sind für Unternehmen erwiesenermaßen vorteilhaft. Durch gesundes Essen und die Möglichkeit zur Erholung tragen Sie zur körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Belegschaft bei. Darüber hinaus stellen sie einen nicht zu unterschätzenden unternehmenskulturellen Faktor dar, der Geselligkeit, Kommunikation, Networking und Teamgeist sowie Motivation, Zufriedenheit, Loyalität und die Bindung an den Betrieb fördert. Nach außen steigert eine gute Betriebsverpflegung Attraktivität und Image eines Unternehmens. Trotzdem sind bei Weitem nicht alle Unternehmen in der Lage ein Betriebsrestaurant bzw. eine Kantine anbieten. Die Gründe dafür sind vielfältig: zu kleine Belegschaft oder auch zu wenige Mitarbeiter*innen, die regelmäßig eine Mittagsverpflegung in Anspruch nehmen würden (Außendienste, Teilzeitkräfte, …), fehlender Platz, Scheu vor der durchaus komplexen Materie „Betriebsverpflegung“ mit steigenden Ansprüchen an Ausstattung und Angebot und den damit verbundenen Investitions- und laufenden Kosten u. v. m.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen gibt es aber zahlreiche Alternativen, um Mitarbeiter*innen Verpflegung anzubieten. Sie werden nachfolgend aufgezählt.
Alternativen bei denen der Verzehr eher innerhalb des Betrieb stattfindet und für die daher intern genügend ansprechende Essplätze zur Verfügung stehen sollten, sind
der Kiosk bzw. die Mini-Cafeteria mit (Ausgabe-)personal kann ab ca. 50 Mitarbeiter*innen betrieben werden und ist quasi eine Kantinen im Kleinen mit reduziertem Angebot und reduzierten Öffnungszeiten
die Food- oder Snackstation ist eine „Minikantine aus dem Kühlschrank“ mit einem Angebot von Snacks und Fertiggerichten mit Aufwärmstation. Sie kann ohne Ausgabepersonal und mit einer 24/7-Öffnungszeit betrieben werden.
Verpflegungsautomaten (Vending) bieten eine breite 24/7-Angebotspalette, die inzwischen von einfachen Automaten für gekühlte Getränke und kleine Snacks bis hin zu den o. g. Snackstationen reicht, in denen komplette Gerichte über eine integrierte Mikrowelle erhitzt werden.
die Büroküche zum Zubereiten und Aufwärmen von Mitgebrachtem Das Angebotsspektrum reicht von der kleinen „Teeküche“, in der Kaffee und Tee gekocht, kleine Snacks zubereitet bzw. Mitgebrachtes aufgewärmt werden können, bis hin zur vollwertigen Küche, deren Ausstattung und Arbeitsfläche es erlauben, schnelle Speisen zuzubereiten. Empfehlenswert ist in beiden Varianten ausreichend und möglichst abschließbarer Stauraum für individuelle Lebensmittel. Wichtig sind auch kommunizierte und akzeptierte Regeln zum Umgang mit und Verhalten in der Küche.
das gemeinsames Kochen von Mitarbeiter*innen (bzw. die Variante Mitarbeiter*innen kochen für Mitarbeiter*innen) ist ein „Sonderfall“ der o. g. Büroküche und kann – je nach Situation und Brache - formell und organisiert oder informell und lose, täglich oder regelmäßig oder unregelmäßig mit oder ohne Teamtrainings- oder Lernzweck stattfinden.
Liefersysteme - Hier gibt es inzwischen eine Vielzahl von Varianten und Ausprägungen vom althergebrachten Brötchenservice, der in den Betrieb kommt, bis hin zur digitalen Bestellapp und laufend Neu- und Weiterentwicklungen. Die Systeme unterscheiden sich u. a. durch die lieferbaren Speisen, die Art der Bestellung und die Notwenigkeit einer vertraglichen Bindung. Ein vielfältiges Angebot an Liefersystemen ist naturgemäß in den Metropolregionen zu finden.
Zu den Kantinenalternativen, bei denen eher außerhalb des Betriebs gegessen und getrunken wird, zählen
Verzehrgutscheine bzw. Essensmarken sind - ob als Papierwertmarken oder digital als App - prinzipiell ein bargeldloser Essenszuschuss und einlösbar bei teilnehmenden Partnern, wie Restaurants, Gaststätten, Supermärkten, Bäckereien und Metzgereien. Auch hier gibt es durch die Abhängigkeit von Partnerbetrieben große regionale Unterschiede. Eine neuere Entwicklung ist ein digitales Abrechnungs- und Einreichungssystem von Essensrechnungen ohne feste teilnehmende Partner.
Foodtrucks und Imbissstände versorgen einen oder mehrere Betriebe z. B. in einem Gewerbepark mit oder ohne vertragliche Bindung zu den Betrieben lediglich in Ergänzung oder als kompletter Ersatz für eine Betriebskantine. Aspekte, die bei dieser Variante bedacht werden sollten, sind ein zentraler, gut erreichbarer Stellplatz ggf. mit Medienversorgung, die Bereitstellung von wettergeschützten Sitzplätzen sowie ein abwechslungsreiches, attraktives Speisenangebot.
„Mit“-Essen in anderen Betriebsrestaurants hängt davon ab, ob Betriebsrestausrants mit entsprechenden Kapazitäten im erreichbaren Umfeld vorhanden sind. Sie sollten vom Angebot und der Ausstattung her zum eigenen Betrieb bzw. zur Branche passen, um Akzeptanz zu finden. Der formelle Organisations- und der vertragliche Ausgestaltungsgrad ist individuell und bilateral mit dem Betreiber des anbietenden Betriebsrestaurants zu regeln.
Für kleine und mittlere Unternehmen, die nicht über ein betriebseigenes Betriebsrestaurant bzw. eine Kantine verfügen, gibt es zahlreiche Alternativen der Belegschaft eine adäquate Verpflegung anzubieten. Sie unterscheiden sich allerdings hinsichtlich Aufwand, Flexibilität etc. erheblich. Die passende Alternative für den eigenen Betrieb hängt also von vielen Faktoren ab, wie u. a. Standort, Lage, Umfeld, Anzahl und Art der Mitarbeiter*innen, Brache, …
Dieser Beitrag ist eine Kurzzusammenfassung des Vortrags „Interne und externe Alternativen zum Betriebsrestaurant - was gibt es und was ist zu beachten?“ bei der web-Seminarreihe 2021 GENUSSVOLL DURCH DEN BERUFSALLTAG – SO GELINGT ES AUCH OHNE KANTINE! des Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg; eingeflossen sind Ergebnisse von Projektarbeiten von Studierenden der beiden Studiengänge Facility Management (jetzt: Smart Building Engineering and Management) und Lebensmittel, Ernährung, Hygiene der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im Modul Catering Management.