Untersuchung zum Marktpotenzial 

für die biozyklisch-vegane Branche











Bild: Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.

In einer Zeit, in der die vielschichtigen Problemstellungen im Hinblick auf den Klimawandel, den Biodiversitätsverlust, die Flächennutzung aber auch auf tierethische Fragen (industrielle Tierhaltung) immer dramatischer werden, bietet der biozyklisch-vegane Anbau überzeugende Lösungsansätze mit großer Hebelwirkung.

Dennoch führt diese innovative Anbauform zur Zeit noch ein Nischendasein. Nur wenige landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland arbeiten nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien, und es gibt kaum Produkte, die mit dem Biozyklisch-Veganen Gütesiegel als „ökologisch und vegan ab Feld“ vermarktet werden. Andererseits ist die Bandbreite und Menge biozyklisch-vegan erzeugter Produkte in stetem Wachstum begriffen. 

Grundsätzlich bietet der Einsatz biozyklisch-vegan zertifizierter Rohstoffe für Verarbeitung, Handel und Gastronomie eine neue Positionierungsmöglichkeit auf einem Markt, der zunehmend nach Produkten verlangt, die unter nachhaltigen und ethischen Gesichtspunkten erzeugt wurden.

Wie lässt sich die Markteinführung biozyklisch-veganer Produkte beschleunigen und skalieren?

Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. führte im Zeitraum 2021-2022 mit Unterstützung des Umweltbundesamts und des Bundesumweltministeriums ein Verbändevorhaben durch (kurz „VegÖL-Projekt“ genannt (ein Akronym für „Veganer Ökolandbau“), in dem Chancen und Herausforderungen der Branche in unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen untersucht wurden. Im Rahmen des Projektes ist eine Masterarbeit (Autor: Hannes Siebert) entstanden, die diese Aspekte aus Sicht des verarbeitenden Sektors analysiert hat. Dazu wurden verschiedene Experten interviewt, deren Betriebe vegane und ökologische Verarbeitungsprodukte herstellen.

Die Interviews haben gezeigt, dass die biozyklisch-vegane Branche im Verarbeitungssektor bislang wenig bekannt ist. Auch das Bewusstsein für diese Thematik unter ihren Kunden schätzten die Befragten als gering ein. Herausfordernd sei vor allem die derzeit noch geringe Verfügbarkeit zertifizierter Produkte. Obwohl diese Produkte in Form von Gemüse, Obst und Südfrüchten, Hülsenfrüchten, Getreide, Weinen, Oliven- und anderen Ölen etc. durchaus am Markt erhältlich sind, benötigen Verarbeitungsbetriebe meist größere Mengen, die bislang noch nicht systematisch bereitgestellt werden konnten. Des Weiteren müsse laut den Experten eine umfassende Marketingstrategie für das biozyklisch-vegane Gütesiegel etabliert werden, um das Verbraucherbewusstsein zu stärken. Die Befragten sind sich einig, dass bei einer entsprechenden Nachfrage auf Konsumentenseite großes Potenzial besteht, biozyklisch-vegane Produkte in den Verarbeitungsbereich zu integrieren. In diesem Fall sehen sich einige der Interviewpartner sogar in der Position, ihre erzeugenden Betriebe für eine Umstellung auf biozyklisch-vegane Landwirtschaft zu animieren. 

Insgesamt zeigt die Analyse, dass der Verarbeitungssektor einer Etablierung biozyklisch-vegan zertifizierter Produkte gegenüber durchaus aufgeschlossen ist. Es müssen aber alle Wertschöpfungsstufen gleichermaßen angesprochen werden. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, sollten mit der Thematik nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch Verarbeiter, Händler und Konsumenten erreicht werden. Daher ist es eine große Chance für den biozyklisch-veganen Anbau, sich mit anderen ERFA-Mitgliedern aktiv zu vernetzen und auszutauschen. 

Hier geht es zur Masterarbeit:

https://biozyklisch-vegan.org/wp-content/uploads/2022/02/Masterarbeit-Hannes-Siebert.pdf


Der Förderkreis Biozyklisch-Vegane Anbau e. V. sieht es als seine Aufgabe an, diese Entwicklung mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen und in Zukunft gezielt das Gespräch mit Unternehmen aus Verarbeitung, Handel und Gastronomie zu führen. Eine Gelegenheit zum Austausch bietet auch die kommende BIOFACH-Messe in Nürnberg (14.-17. Februar 2023), wo der Förderkreis zusammen mit einigen seiner Partnerbetriebe mit einem Gemeinschaftsstand vertreten sein wird. 

Was ist biozyklisch-veganer Anbau?

Biozyklisch-veganer Anbau ist ökologischer Landbau auf rein pflanzlicher Grundlage. Diese Anbauform schließt jegliche kommerzielle Nutz- und Schlachttierhaltung aus und verwendet keinerlei Betriebsmittel tierischen Ursprungs. 

Nährstoffkreisläufe werden durch rein pflanzliche Düngesysteme und ein gut geplantes Fruchtfolgemanagement geschlossen. Gezielte Förderung der Biodiversität, systematischer Humusaufbau und Verzicht auf synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel tragen zur Gesunderhaltung von Boden, Pflanzen und Natur bei. 

Beim biozyklisch-veganen Anbau handelt es sich nicht um eine spezifische Anbaumethode, sondern um ein Anbauprinzip, das bei den verschiedensten Ansätzen in der Landwirtschaft zur Anwendung gelangen kann. Dazu gehören explizit auch Formen der Agroforstwirtschaft, der Permakultur, der Agrarökologie und der regenerativen Landwirtschaft, deren Ziele als „Urprinzipien” des ökologischen Landbaus auch in den Biozyklisch-Veganen Richtlinien verankert sind – unter der Voraussetzung, dass der Grundsatz des Verbots von Nutztierhaltung und des Einsatzes von Betriebsmitteln tierischen Ursprungs dort Beachtung findet.

In einer Zeit, in der die Forderung nach dem Abbau der Tierbestände in der öffentlichen Diskussion immer lauter wird und viele nutztierhaltende Betriebe auch aus Rentabilitätsgründen erwägen, aus der Tierhaltung auszusteigen, bietet der biozyklisch-vegane Anbau eine zukunftsweisende Perspektive. Zudem findet in der Bevölkerung, insbesondere auch bei der jungen Generation, derzeit ein Umdenken statt in Bezug auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Immer mehr Menschen sehen die Ausbeutung und das Töten von Tieren für den menschlichen Konsum als ethisch nicht mehr gerechtfertigt und aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht mehr erforderlich an. Hier entwickelt sich ein Markt für Unternehmen, die durch ihre konsequent vegane Ausrichtung in der Produktion den Erwartungen dieser wachsenden Zielgruppe gerecht werden.

Ein professionelles Zertifizierungssystem und das Gütesiegel „Biozyklisch-Veganer Anbau“ bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern volle Transparenz auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette und gewährleistet, dass die mit diesem Siegel gekennzeichneten Produkte nicht nur biologisch, sondern auch nach veganen Prinzipien angebaut wurden.

Weitere Informationen beim Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V.

Ein Beitrag vom Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.