20 Jahren  LEHMANNs 

Die Erfa fragt nach: Eine "Fragestunde" mit den LEHMANNs

Günther Lehmann zieht sich aus der Geschäftsführung zurück – das verkündete er vor rund 90 Gästen beim 20-jährigen Jubiläum des Bonner Cateringunternehmens LEHMANNs Gastronomie.

Seit Anfang August leitet sein Sohn und Mitgründer, Stefan Lehmann, das Unternehmen als alleiniger Geschäftsführer. Eine Übergangsphase von mehreren Monaten stellte sicher, dass sowohl MitarbeiterInnen als auch GeschäftspartnerInnen umfassend über den Wechsel informiert werden konnten. Günther Lehmann bleibt der LEHMANNs Gastronomie weiterhin als Strategischer Berater erhalten und setzt seine Tätigkeit im Bereich Einkauf fort.

Was sagen Vater und Sohn dazu?

Günther Lehmann: „Es ist ein gutes Gefühl, die Verantwortung nun ganz in die Hände meines Sohnes zu legen. Unterstützt wird er von unserem engagierten und kompetenten Führungsteam, das seit vielen Jahren unser Unternehmen erfolgreich leitet.“

Stefan Lehmann: „Ich freue mich sehr, dass mein Vater an unserer Seite bleibt und uns künftig als strategischer Berater unterstützen wird. Wir führen das Unternehmen seit vielen Jahren gemeinsam mit unseren Prokuristinnen und Abteilungsleiter*innen – und genau dieses starke Miteinander ist ein wichtiger Teil unseres Erfolgs.“

Wie hat sich die GV-Branche entwickelt?

Die Gemeinschaftsverpflegung, wie wir sie heute kennen – insbesondere im Bereich Kita- und Schulverpflegung – existiert in dieser Form noch gar nicht so lange. Erst die schlechten Ergebnisse der PISA-Studien Anfang der 2000er machten deutlich, wie wichtig ganztägige Bildungsangebote sind. Mit der politischen Entscheidung, Ganztagsschulen flächendeckend einzuführen, entstand ein völlig neuer Markt: Kinder mussten nun nicht mehr nur betreut, sondern auch zuverlässig und gesund verpflegt werden. Auch in NRW und Bonn wurden ab 2006 die Ganztagskonzepte umgesetzt. Der Bereich der Kinder- und Schulverpflegung steckte damals noch in den Kinderschuhen.

Seitdem hat sich die GV-Branche rasant weiterentwickelt. Die Erwartungen an Qualität, Frische, Ausgewogenheit und Nachhaltigkeit sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Heute wird nicht mehr nur ein warmes Mittagessen erwartet, sondern ein durchdachtes, gesundes und pädagogisch begleitendes Verpflegungskonzept. Diese Entwicklung hat die Branche anspruchsvoller, professioneller und vielfältiger gemacht – und gleichzeitig die Bedeutung der Gemeinschaftsverpflegung im Alltag von Kindern und Familien enorm erhöht.

Und was sind die größten Erkenntnisse aus zwei Jahrzehnten Gemeinschaftsverpflegung?

Im gesellschaftlichen Bewusstsein hat sich in den letzten zwanzig Jahren enorm viel getan. Das Thema "gesunde Ernährung" ist viel präsenter und wird heute ganz anders bewertet als früher. Damals hat sich kaum jemand ausführlich damit auseinandergesetzt – heute erwarten Eltern und Einrichtungen eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung. Gleichzeitig stellen wir fest, dass viele klassische Gerichte und Lebensmittel, mit denen frühere Generationen selbstverständlich aufgewachsen sind, den Kindern heute kaum noch bekannt sind. Eine weitere Erkenntnis: Gemeinschaftsverpflegung ist viel mehr als reine Versorgung. Sie hat pädagogischen Charakter, prägt Essgewohnheiten und verlangt ein ständiges Mitdenken, Weiterentwickeln und Anpassen an neue Bedürfnisse.

Was waren die größten Herausforderungen, denen Günther Lehmann in der Branche begegnet ist?

Eine der zentralen Herausforderungen war und ist das Spannungsfeld zwischen steigenden Ansprüchen und begrenzter Zahlungsbereitschaft. Insbesondere in der Kita- und Schulverpflegung wird häufig ein sehr hoher Qualitätsstandard erwartet, ohne dass sich dies immer im verfügbaren Budget widerspiegelt. Dieses Ungleichgewicht begleitet die Branche seit Jahren und erschwert nachhaltige, hochwertige Angebote.

Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Mitarbeiter zu finden, die nicht nur fachlich geeignet sind, sondern auch unsere Werte teilen und bereit sind, langfristig Verantwortung zu übernehmen, war immer eine anspruchsvolle Aufgabe. Dennoch ist es gelungen, ein Team aufzubauen, das mit Überzeugung und Leidenschaft hinter unserem Konzept steht.

Wie haben sich Vater und Sohn ergänzt und wie gelingt es, ein wachsendes Unternehmen familiengeführt zu halten?

Beide brachten unterschiedliche Stärken und Verantwortungsbereiche mit: Günther Lehmann leitete den gesamten Food-Bereich – von der Speiseplanung über den Einkauf bis hin zur Qualitätssicherung in der Küche. Stefan Lehmann übernahm dagegen den Non-Food-Bereich und war für Themen wie Personal, Marketing und Gebäudemanagement verantwortlich. Diese klare Aufteilung sorgte dafür, dass jeder genau dort wirkte, wo seine Kompetenzen lagen.

Trotz unterschiedlicher Zuständigkeiten arbeiteten beide eng zusammen und ergänzten sich in ihrer Art zu führen. Entscheidend war, den gemeinsamen Spirit und die Werte des Unternehmens an die Führungskräfte weiterzugeben, damit diese sie authentisch in ihre Teams tragen.

Ein wachsendes Unternehmen familiengeführt zu halten, bedeutet vor allem, Verantwortung zu teilen, Vertrauen zu schenken und eine Kultur zu schaffen, die nicht an einzelne Personen gebunden ist, sondern von allen getragen wird. Dadurch bleibt das Unternehmen persönlich, nahbar und stabil.

Worauf kam es Günther Lehmann bei der Übergabe an seinen Sohn besonders an?

Bei der Übergabe der Verantwortungsbereiche legte Günther Lehmann großen Wert darauf, die Leitung des Unternehmens nicht allein seinem Sohn zu übertragen, sondern sie auf mehrere starke Schultern zu verteilen. Deshalb wurde frühzeitig eine stabile Führungsstruktur aufgebaut, die heute aus erfahrenen Abteilungsleitern und zwei Prokuristinnen besteht. Diese Mannschaft ist eingespielt, kompetent und bereit, das Unternehmen gemeinsam mit Stefan Lehmann weiterzuentwickeln.

So bleibt das Wissen der vergangenen Jahre erhalten, während gleichzeitig neue Ideen und Impulse aufgenommen werden können – ein ausgewogenes Fundament für die Zukunft.

Welche Themen möchte Stefan Lehmann als alleiniger Geschäftsführer künftig anders oder stärker gewichten?

Vater und Sohn haben das Unternehmen zwei Jahrzehnte lang gemeinsam geprägt. In den letzten Jahren hat Günther Lehmann der jüngeren Führungsmannschaft bewusst viel Vertrauen geschenkt, um Innovation, Digitalisierung und moderne Organisationsstrukturen voranzutreiben. Diese Linie wird Stefan Lehmann fortsetzen und an einigen Stellen noch verstärken – etwa im Bereich Nachhaltigkeit, Prozessoptimierung und technologischer Weiterentwicklung.

Entscheidungen sollen weiterhin im Austausch mit der gesamten Führungsebene getroffen werden. Dieses partnerschaftliche Modell hat sich bewährt: Erfahrung, Weitblick und Teamgeist fließen zusammen und ermöglichen eine stabile und zukunftsfähige Weiterentwicklung des Unternehmens.

Wir danken den Lehmanns für die tiefen Einblicke und wünschen ihnen und ihrem Team für die Zukunft weiterhin alles Gute!

Ein Beitrag von LEHMANNs Gastronomie GmbH & ErfaFoodService