Messer Schärfen: Mit dem Schleifstein

Rezension

Bild: Buchcover | Messer schärfen mit dem Schleifstein | Rafael Schlünder | Landwirtschaftsverlag

Mein Schwiegervater sagte immer bei unscharfem Messer. Das schneidet das Wasser bis zum Grund.

Es hat damals eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was er damit meinte. Dieser Spruch wird von uns heute noch verwendet, wenn es um stumpfe Küchenutensilien geht, die die Wurstpelle nicht durchkriegen, oder das Papier nur falten. Aber auch bei der Gartenarbeit ist eine unscharfe Astschere, eine Hand ermüdende Angelegenheit. Gewöhnlich nehme ich immer eine andere, also Gartenschere, von der ich glaube, dass sie mir besser schneidet. Die unscharfe lege ich weg und vertraue der mystischen Ansicht, dass sie sich irgendwann von selbst schärft. Tut sie nicht! Ähnlich mache ich es mit nicht schreibenden Kugelschreibern, die in der gewissen Tasse landen und irgendwann dann doch schreiben, allerdings meistens nur fünf Worte und somit wieder in dem Behältnis verschwinden. Ich habe mir neulich auch ein Sägekettenschärfgerät gekauft und im Gartenhaus auf den Tisch geschraubt. Und siehe da, schon einmal drei Euro für`s Schärfen in der Schleiferei gespart. In fünfzehn Jahren hat sich die Investition amortisiert. Dachte ich, bis die Säge abrauchte.


Der Autor schreibt. Wenn ich Messer schleife, bin ich in meiner eigenen Welt.

Das kann ich nachvollziehen, ich bin auch in meiner eigenen Welt, im Gartenhaus, da kommt niemand hin. Zum Essen kommen ruft das Handy oder mein Bauchgefühl. Aber ich schleife, Messer ja nicht, ich versuche sie zu schärfen, weil sie einfach stumpf sind.

Dass man überhaupt ein ganzes Buch über das Schleifen, mit dem Schleifstein schreiben kann, war mir neu. Ab heute nicht mehr. Es geht! Also ich hätte das nicht gekonnt, aber Rafael Schlünder zeigt eindrucksvoll, dass es möglich ist. Er schärft/schleift nicht nur Küchenmesser, sondern auch Gartenscheren, Heckenscheren, Schneiderinnenscheren (Heiligtum hier im Haus) normale Papierscheren, wellengeschliffene Brotmesser, Bohrer, Hackebeil und Axt. Und, ich glaubte es nicht, auch Rasenmähermesser. Er weist den geneigten Leser und die unwirsche Leserin in die Grundlagen des Schleifens ein. Vermutlich kannten meine Ausbilder bei der Bundeswehr den Vorläufer des Buches schon. Obwohl, es ist die 1. Auflage 2019. Spaß beiseite, ich muss gestehen, dass ich verschiedene Klingenformen nicht kannte. Ich dachte immer, dass ich jeden Grashalm oder Ast, über etwa die gleiche Klinge springen lasse. Irrtum, Es gibt: Flachschliff, Hohlschliff, einseitigen Anschliff, Skandischliff und Balliger Schliff. Und das bei den Klingenformen: Hohe Spitze Mittlere Spitze, Tiefe Spitze und gebogene Klinge. Auch die verwendeten Schleifsteine bestehen aus unterschiedlichen Materialien z.B. Siliziumkarbid, Diamant und Naturstein. Man kann die Klingen scharf halten mit Abziehriemen (Rasiermesser) und Wetzstahl. Alle Bilder in diesem Buch sind in einem geheimnisvollen mittelalterlichen Ton gehalten, Geheimwerkstattfeeling, das jeden Mann überfällt, wenn er den Hobbyraum betritt.


Fazit:

Ein Heimwerkergeschenk zu Weihnachten oder anderem beliebigen Anlass, das seinesgleichen sucht, aber nicht finden wird. Stahlkunde vom Feinsten. Anleitungen zur Herstellung von Schablonen, hölzernen Werkzeugkisten oder Halterungen zur Vermeidung von Verletzungen. Die düsteren Tage des Januars werden durch funkensprühendes Härten der Klingen im Ölbad erhellt und aus den Kellern, Gartenlauben und Hobbyräumen erklingen geheimnisvolle Geräusche. Im Frühjahr ist alles wieder arbeitsbereit und hackescharf. Auch der Mäher beißt wieder herzhaft ins Gras.

Ach ja, die Gartenhacke wollte ich mir schon lange mal vornehmen. Vor dieser hat kein ungeschärfter Löwenzahn wirklich ganz große Angst. Bis ich sie mir schleifmäßig im einseitigen Anschliff zurecht geschliffen habe. Sorry an die halben Regenwürmer. Vielleicht schicke ich diese Rezension zuerst an Jutta. Ihr Mann und ihr Sohn sind begeistete Schleifanhänger. Oder an Mackie Messer, den ich noch von früher kenne.

Wenn im Sommer der Scherenschleifer an der Haustür klingelt, lasse ich ihn herein und werde ihn, mit meinem, aus diesem Buch erworbenen Schleifwissen, nerven. Ja, werde ich! Zu tun hätte er hier bei uns allerdings nichts mehr. Denn ich habe dieses Buch verschärft, verinnerlicht. Aber er bekommt sein Scherflein, wie jedes Jahr. Versprochen.


Euer

Frank Krajewski

Messer schärfen mit dem Schleifstein

Detaillierte Anleitungen mit wertvollen Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene. Von der Axt über Küchenmesser, Rasierklinge bis zur Schere

Rafael Schlünder | Landwirtschaftsverlag