Food.Focus.Future 

Die Innovationen 

sind bereits da


Die Lebensmittelindustrie kann sich revolutionieren – wenn sie sich nur traut. 

Das war das Fazit der diesjährigen Food.Focus.Future. Am 26. April hatten sich 86 Teilnehmende zur Hammermühle im rheinland-pfälzischen Kirrweiler aufgemacht, um Fachvorträgen zu lauschen, Neuheiten unter die Lupe zu nehmen und Kontakte zu knüpfen.

Unter dem Titel „Zukunftstrends der Lebensmittelindustrie“ lag bei der diesjährigen Veranstaltung der Fokus auf der Nachhaltigkeit. Im Vortragsprogramm und in der begleitenden Ausstellung wurde das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Organisatorin Julia Sliwinski ist zufrieden: „Wir hatten eine richtig gute Stimmung vor Ort. Von den Teilnehmenden gab es durchweg gutes Feedback, ebenso wie von den Referentinnen und Referenten, die einen sehr guten Überblick über verschiedene innovative Trends in der Lebensmittelindustrie und tolle praktische Beispiele boten.“ 

Haltung und Verhalten der Branche waren ein wichtiger Aspekt in gleich mehreren Beiträgen. „Man redet hier von Trends, aber sind es nicht vielmehr Herausforderungen und sogar Pflichten, die da auf uns zukommen?“, fragte food.net:z-Vorstand Dr. Helmut Gerlach in seinem Grußwort – und bekam die Antwort direkt in der Keynote von Prof. Carsten Leo Demming. In allen neun von der IPCC definierten Problemfeldern – dazu zählen unter anderem Klimawandel, Verlust von Biodiversität oder auch die Versauerung der Ozeane – sei die Lebensmittelerzeugung mitursächlich. „Die gute Nachricht: Schnelle Änderungen sind hier ohne hohe Mehrkosten möglich“, so der Dozent der DHBW. 

Das Problem allerdings ist vielfach noch die Mentalität der Unternehmen, wurde im weiteren Verlauf der Veranstaltung herausgearbeitet: In einer Umfrage hatte Thomas Kleinschnittger (Wintergerst Societät für Unternehmer-Beratung) der mittelständischen Lebensmittelindustrie auf den Zahn gefühlt und herausgefunden: „Es wird als Bedrohung gesehen, dass das Kundenverhalten sich fundamental ändern wird.“ Diese Erfahrung macht auch Crowdfoods-Gründer Mark Leinemann regelmäßig – die Folge sei eine Blockadehaltung bei einigen Großunternehmen und Lobbygruppen, die viele Entwicklungen noch zurückhielte. Mit Blick auf Neuheiten im asiatischen und amerikanischen Raum warnte er jedoch: „Wenn wir nicht innovieren, werden andere das für uns tun.“ Er betonte: „95-99 Prozent der Innovationen sind bereits da, wir müssen sie nur in Massen jetzt auf die Straße bringen!“ 

Einige dieser Innovationen wurden direkt im Programm präsentiert. Leon Welker und Dr. Michael Müller stellten mit ihrer „Pflanzentheke“ den Anbau von Salat und anderem Gemüse in einem vertikalen Hydroponik-System vor, das nicht nur erheblich Wasser und Dünger spart, sondern zusätzlich die Ressource Boden schont. Auch die Zucht von Mehlwürmern als alternative Proteinquelle spart Ressourcen und erlaubt das Upcycling von Lebensmittelabfällen zu hochwertigen Proteinen, wie Leo Flohr (Nertus GmbH) darstellte – auch wenn der Einsatz von alternativen Proteinen in der Produktentwicklung noch einige Herausforderungen birgt, die Sandra Ebert (better food consulting) in ihrem Beitrag umriss. 

Den ganz großen Bogen schlug Prof. Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim: „Wir haben Nachhaltigkeit verlernt“, so das Resümee seines kurzweiligen Streifzugs durch die Geschichte des Essens in Europa: Von der vollständigen Verwertung des Rentiers in der Steinzeit über Maikäfersuppe im Mittelalter – Stichwort alternative Proteine – bis hin zum Blick in die Zukunft mit Trends zu mehr Regionalität, aber auch optimierter Nahrung aus dem 3D-Drucker. 

Über die Beiträge und über Möglichkeiten zur Kooperation diskutierten die Teilnehmenden nicht nur in der anschließenden Fragerunde, sondern später auch an den Ausstellungsständen auf dem Gelände der Hammermühle, an denen weitere Produktinnovationen präsentiert wurden. Geschäftsführer Lucas Fischer freute sich: „Wir sind gerade erst Mitglied geworden – und zwölf Monate später haben wir hier volles Haus!“ 

Eine Entwicklung, die sich vielleicht bald wiederholen kann. food.net:z Geschäftsführerin Isabel Bergerhausen: „Es haben sich auch in diesem Jahr wieder viele spannende Kontakte ergeben. Einige davon werden unser Cluster in Kürze als Mitglied bereichern und ihre Kompetenzen einbringen. Mit anderen gehen wir gemeinsam Projekte an, insbesondere in Themenfeldern wie Technologietransfer und Sichtbarkeit der Branche. Ich bin sicher: Auch künftig wird die Food.Focus.Future eine große Bedeutung für unser Netzwerk und die teilnehmenden Gäste haben, denn was wir in diesem Rahmen anbieten, macht so kein anderer Akteur und kein anderes Cluster in ganz Baden-Württemberg.“ 

Ein Beitrag von food.net:z – Lebensmittelnetzwerk Rhein-Neckar e.V. 

Bild: Quelle food.net:z – Lebensmittelnetzwerk Rhein-Neckar e.V.